17.10.2024

»Veganismus ist bürgerlicher Lifestyle«

Veganismus ist bürgerlicher Lifestyle

Es ist offensichtlich, dass der Veganismus in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt und sich aus seinem Nischendasein zu einem hippen, konsumorientierten Lifestyle entwickelt hat. Zahlreiche Unternehmen, einschließlich solcher aus der Fleischindustrie, erzielen längst erhebliche Gewinne mit veganen Produkten. Doch ist die Geldmacherei mit pflanzlichen Waren nichts, das man auf den Veganismus schieben kann, sondern die Gründe dafür sind in der bürgerlichen Gesellschaft zu suchen: Es die Fähigkeit des Kapitalismus, progressive Forderungen in kommerzielle Bahnen zu lenken und sie um ihren gesellschaftskritischen Gehalt zu bringen. Veganismus darf also nicht einfach dem Bürgertum überlassen, sondern muss als Teil einer revolutionären Kultur stark gemacht werden.

Die von der Fleischindustrie vollzogene Gewalt an Tieren und ihr destruktives und zerstörerisches Wirken auf Mensch und Natur muss organisiert bekämpft werden. Auf individueller Ebene ist der Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten abzulehnen. Es ist falsch zu glauben, dass das individuelle Verhalten völlig egal wäre. Damit sagen wir aber in keinem Wort, dass alternative Kaufentscheide die Welt zu einem besseren Ort machen. Wir wissen, dass im Kapitalismus aus der Konsumkritik der einen der Wachstumsmarkt der anderen wird und die Ausbeutung ohne sozialistische Revolution kein Ende nimmt.

Wir meinen jedoch, dass zum Klassenkampf eine Kultur und Lebensweise dazugehört, welche die Solidarität mit allen Ausgebeuteten und Unterdrückten zum Ausdruck bringt. Das ist bei der Ablehnung patriarchaler Strukturen oder rassistischer Diskriminierung nicht anders. Und dazu gehört auch unser Umgang mit der Leidensfähigkeit nichtmenschlicher Tiere und die Ablehnung von Tierausbeutung. Vegan zu leben ist unmittelbarster Ausdruck davon – erst recht beim heutigen Stand der Produktivkraftentwicklung, welcher den Konsum von tierischen Produkten obsolet macht.