16.10.2024

»Auch bei der Kartoffelernte sterben Tiere«

Menschen töten immer Tiere, wenn sie Landwirtschaft betreiben. Sollen wir jetzt keine Kartoffeln mehr anbauen, weil bei der Ernte versehentlich Kartoffelkäfer getötet werden?

Einwürfe dieser Art hören wir erstaunlich oft, das macht sie jedoch nicht weniger einfältig. Häufig werden sie von Leuten vorgetragen, die, wenn es nicht gerade darum geht, den eigenen Konsum der nächsten Bratwurst zu rechtfertigen, wohl dazu in der Lage sind, zwischen gesellschaftlich-systematisch produzierter Zerstörung einerseits und nicht intendierten Schäden andererseits zu unterscheiden. Das Kartoffelkäfer-Argument dient mithin nicht dazu, den Tod von Kleintieren zu vermeiden, sondern als Apologie: Weil das einzelne Insekt nicht immer gerettet werden kann, soll auch die Fleischindustrie existieren dürfen.

Richtig ist: Wenn Menschen arbeiten, um Lebensmittel zu produzieren, treten sie notwendigerweise in einen Stoffwechsel mit der Natur. Das ist unabhängig davon, ob die Arbeit in einer kapitalistischen oder in einer befreiten, kommunistischen Gesellschaft getan wird. Dabei ist zum Teil unvermeidbar, dass versehentlich kleine Tiere getötet werden.

Im Kapitalismus aber wird dieser Stoffwechsel zwischen Menschen und der Natur unter der Direktive der herrschenden Klasse und nach deren Profitinteressen gestaltet. Milliarden Tiere werden dabei im kapitalistischen Produktions- und Ausbeutungsprozess jährlich systematisch als Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände angeeignet. Dabei wird ihnen in Tierfabriken, beim Transport und in Schlachthäusern systematisch Leid zugefügt und das Leben genommen. Und auch über die Tierindustrie hinaus werden massenhaft Lebewesen getötet, etwa durch die Nutzung von Agrarchemikalien zwecks Produktivitätssteigerung.

Kurzum besteht zwischen den nicht beabsichtigten Schäden für Kleinlebewesen und der industriellen Ausbeutung und Unterdrückung von Tieren ein Wesensunterschied – und den versehentlich getöteten Kartoffelkäfer in einem Satz mit der kapitalistischen Produktion, Ausbeutung und Vernichtung von Tieren zu nennen, ist schlicht ideologisch.

Wir hingegen streben eine Produktionsweise an, die es erlaubt, auch nicht beabsichtigte Schäden kontinuierlich zu minimieren. Auf dem Weg zur kommunistischen Gesellschaft müssen daher bio-vegane Produktionsweisen entwickelt werden, die den Stoffwechsel mit der Natur so regeln, dass den Qualitäten und Reproduktionsbedürfnissen der Natur (also auch aller Tiere) in größtmöglichem Umfang Rechnung getragen wird.