Das Bündnis »Marxismus und Tierbefreiung« hat eine auf Zeitungspapier gedruckte, 32 Seiten starke Broschüre herausgegeben und hofft mit einer Auflage von 10.000 Stück auf eine weite Verbreitung. Die Autor*innen erkennen einen klaren Zusammenhang zwischen dem brutalen Schlachten von Tieren, den katastrophalen Arbeitsverhältnissen insbesondere in den deutschen Schlachtereien sowie der Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts der Erde. Die Corona Pandemie, so der Tenor, hat Verhältnisse ans Tageslicht gebracht, die es immer schon gab und die ohne massive Gegenwehr auch so zu bleiben drohen. Das Heft beginnt mit einem Interview zweier migrantischer Arbeiter beim Fleischerzeuger Tönnies, die – offiziell gar nicht von diesem Betrieb beschäftigt – von Subunternehmen unter teilweise falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt wurden und dort ständig den Drohungen und Einschüchterungen dieser mafiosen »Arbeitsvermittler« ausgesetzt sind.
In theoretischen Artikeln wird nicht nur auf die massiven ökologischen Schäden der Fleischproduktion verwiesen, sondern auch auf die »karnivore« [fleischverzehrende] Lebensweise, die vom Fleischkapital kulturell durchgesetzt und gesichert wird. Einen breiten Raum nimmt die Kritik an Scheinlösungen und vor allem an Tierrechtsbewegungen ein, die sich weigern, den Zusammenhang von Kapitalismus und Tierausbeutung, so die Diktion, zu erkennen. Das in der Retorte erzeugte In-vitro-Fleisch kann bestenfalls als Nischenprodukt propagandistisch die Verhältnisse in der Fleischproduktion übertünchen, aber keinesfalls grundlegend verändern. Scharf kritisiert werden auch die veganen Lifestyle-Bewegungen wie Anonymous for the Voiceless, Direct Action Everywhere sowie The Save Movement. Diese hierzulande nicht so bekannten Bewegungen erinnern ein wenig an die Extinction Rebellion. In einer Art Franchise-System wird den Aktionsgruppen recht kleinlich das symbolische und agitatorische Handeln vorgegeben, wobei auf die Wahrung der Corporate Identity besonderes Augenmerk gelegt wird. Um Sekten, gar gefährliche, wie von der Mainstream-Presse manchmal behauptet, handelt sich dabei nicht, wohl aber um ideologieblinde und theorieferne Strömungen, die ohne Einsicht in die Mechanismen der kapitalistischen Produktionsweise zugleich den »Eindruck maximaler Wirksamkeit« suggerieren. In dieselbe Kerbe schlägt die Kritik an den in den USA gedrehten Filmen Cowspiracy und Dominion. Diese würden wohl mit schockierenden Bildern das Tierleid dokumentieren, schlussendlich einen veganen Lebensstil als rasche Lösung propagieren – schließlich soll der Film ja auch gut ausgehen. Ein Artikel zur Gegenkultur und einer zum Gedicht von Wladimir Majakowskis Ode an die Revolution erweitern nochmals das Spektrum der Themen. Die Broschüre kann zum Selbstkostenpreis bestellt werden: fb.com/marxismusundtierbefreiung. Die Lektüre lohnt allemal.